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Mit dem eigenen Körper achtsam umgehen

Warum Früherkennung und Selbstbeobachtung das Leben verlängern können

Doch was bedeutet das im Alltag? „Ganz wichtig ist es, die angebotenen Vorsorgetermine beim Frauenarzt regelmäßig wahrzunehmen. Da diese Krebsfrüherkennung erst mit dem 20. Lebensjahr einsetzt und zudem nur einmal im Jahr stattfindet, ist es aber auch sehr wichtig, dass die Frauen ihren Körper gut kennenlernen. Denn dann fallen ihnen Veränderungen an der Brust oft sehr schnell auf. Einmal im Monat – am Ende der Regelblutung – sollen die Frauen ihre Brust selbst untersuchen. Wichtig sind dabei z.B. Größen- oder Hautveränderungen, ein Flüssigkeitsaustritt aus der Brustwarze oder Knötchen in der Brust oder der Achselhöhle. Nicht jede Veränderung bedeutet dabei sofort Brustkrebs, aber in jedem Fall sollte man diese Veränderungen unbedingt von einem Frauenarzt untersuchen lassen“ sagt Vasiliki Sofiadou, Frauenärztin im MVZ Alb-Donau.

Helfen können dabei auch Gesundheitsapps, die an das regelmäßige Abtasten erinnern oder mit Hilfe von Fotos oder Videos dabei helfen, die Selbstuntersuchung der Brust durchzuführen. Pink Ribbon Deutschland hat hier kürzlich die Breastcare App vorgestellt und empfohlen.

Während bei jungen Frauen der regelmäßige Termin beim Frauenarzt schon alleine wegen Verhütungsfragen oder Schwangerschaften ganz normal ist, haben viele Frauen in zunehmenden Alter keinen betreuenden Frauenarzt mehr. Dabei ist die Früherkennung gerade ab dem 5. Lebensjahrzehnt besonders wichtig, denn ab diesem Alter steigen die Brustkrebserkrankungen in der Häufigkeit deutlich an. „Deshalb werben wir sehr dafür, die Einladung zum Mammografiescreening anzunehmen“ macht Sofiadou deutlich und wird dabei vom kommissarischen Leiter der Ehinger Frauenklinik Albrecht Schwämmle unterstützt: „Wenn Sie den Brief bekommen und z.B. zum vorgeschlagenen Termin nicht können, dann werfen sie die Einladung bitte nicht weg. Die Terminkoordinierungs­stelle ist da durchaus flexibel und ermöglicht Ihnen gerne einen Termin in einem passenden Zeitfenster.“ Das Screening habe dazu beigetragen, dass heute viele Brustkrebspatienten viel bessere Chancen auf eine Heilung haben, weil ihre Krebserkrankung zu einem früheren Zeitpunkt festgestellt wurde. „Und das ist entscheidender als viele denken, denn zum einen sind die Heilungschancen umso größer je kleiner der Tumor ist. Es ist aber auch so, dass die Behandlungsmethoden viel sanfter ausfallen können, wenn wir den Krebs in einem ganz frühen Stadium entdecken. Unter Umständen können wir einer Patientin damit die Chemotherapie ersparen oder müssen bei einer Operation weniger Gewebe entnehmen oder können auf die Lymphknotenentfernung verzichten. Davon profitieren die Patienten ganz unmittelbar – zum einen in der Akutphase, aber auch, was mögliche Spätfolgen einer Krebs­behandlung angeht“ betont Schwämmle.

Der erfahrene Brustkrebsoperateur sagt, dass die Behandlungsoptionen bei Brustkrebs in den letzten Jahren sehr viel umfangreicher geworden sind. „Selbst den Patienten, bei denen keine Heilung mehr möglich ist, können wir dadurch jetzt so viel mehr an Therapie anbieten, dass sie meist noch lange Zeit, ohne große Einschränkung, mit ihrer Brustkrebserkrankung leben können.“