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Schlaganfall – ein Notfall mit vielen Namen

Bericht über das Gesundheitsforum Ehingen am 14. Februar 2018

„Ein Schlaganfall ist immer ein Notfall“, betonte die Chefärztin der Fachabteilung Innere Medizin des Alb-Donau Klinikums, Standort Ehingen wiederholt. Er ist nicht nur die häufigste Ursache für bleibende Schäden, sondern auch die zweithäufigste Ursache für die Entwicklung einer Demenz.

Wann spricht man von einem Schlaganfall?
Beim Schlaganfall gelangen Blutgerinnsel (Thromben) oder gelöste Plaques über den Blutstrom ins Gehirn. Sie bleiben dort hängen und be- oder verhindern die Durchblutung – kurz: Sie verursachen eine Embolie. Ist das Blutgerinnsel eher klein und verschließt ein kleineres Gefäß, sind auch die Ausfälle schwächer. Bei größeren Kalibern sind Schäden und Funktionsausfälle ungleich größer. Häufigster Ausgangpunkt der gefährlichen Blutgerinnsel sind das erkrankte Herz und die bereits durch Ablagerungen verengte Halsschlagader (je 30%). Die Zahl der Schlaganfälle mit unklarer Ursache liegt mit 30% jedoch ebenfalls sehr hoch.

Wie bemerkt man den Schlaganfall?
Nicht immer kommt er schlagartig – der Schlaganfall. Die meisten Verläufe sind schmerzlos, z.B. im Schlaf. Oft werden erst am Folgetag Bewegungs- oder Sprachdefizite auffällig.
Die Palette der Funktionsausfälle reicht von motorischen oder sensorischen Sprachproblemen, Schluckstörungen, Beeinträchtigungen des Sehvermögens über Schwindel, Gangproblemen, Empfindlichkeits­störungen, starken ungewohnten Kopfschmerzen bis hin zu Teil- oder Komplett-Lähmungen von Armen oder Beinen.
Symptome dieser Art müssen nicht zwingend auf einen Schlaganfall hinweisen. Sie können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Umso wichtiger ist die medizinische Abklärung, denn: Sollte es doch ein Schlaganfall sein, muss alles getan werden, um die Blutversorgung der Gefäße wieder herzustellen und irreparable Schäden zu vermeiden.

Die sorgfältige Diagnose ist ein Muss
Eine umfassende und sorgfältige Diagnose bekommt besondere Bedeutung, wenn man weiß, dass nach dem ersten Schlaganfall das Risiko eines weiteren sehr groß ist. Zur Diagnostik gehören neben Blutuntersuchung, Ultraschall der Halsschlagader oder EEG vor allem das CT und MRT. Umgangssprachlich als „Röhre“ bezeichnet liefern sie durch hochauflösende Schichtaufnahmen genaue Bilder der Hirnregion, um betroffene Areale mit hoher Zuverlässigkeit lokalisieren zu können.

Wer gehört zur Risikogruppe?
Prototyp der Risikogruppe ist über 70 Jahre alt, neigt zu Bluthochdruck, erhöhten Cholesterinwerten und/oder hat Diabetes. Er raucht, trinkt zu viel Alkohol und bewegt sich zu wenig, hat Übergewicht und viel Stress.
Beschreibung und Prototyp sind fiktiv – und doch können schon ein oder zwei dieser Faktoren das Risiko für einen Schlaganfall deutlich erhöhen – bei Frauen und Männern jeden Alters.

Was kann man selbst tun?
Prophylaxe bedeutet: raus aus dem Risikobereich durch gesunde Ernährung, salzarme Kost, Bewegung und einen gesunden Lebenswandel. Kleine Sünden sind nicht ausgeschlossen.

Bei Verdacht auf einen Schlaganfall können einfache Tests eine zusätzliche Gewissheit bringen. Hängende Mundwinkel beim Versuch zu lächeln, Arme, die sich nicht anheben lassen, Hände, die ohne Druck zugreifen, Sprache, die verschwimmt – all dies sind maßgebliche Indikatoren.

Wenn es akut ist, sollten Ersthelfer den Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen, nüchtern lassen, kein Aspirin geben, Blutdruck und Puls messen und per 112 sofort den Notarzt rufen – auch wenn sich die Symptome spontan zurückbilden.

Was kann der Arzt tun?
Der akute Schlaganfall lässt sich innerhalb der ersten 6 Stunden mit der so genannten Lyse therapieren. Dabei wird versucht, das verursachende Blutgerinnsel aufzulösen und so die Durchblutung wieder herzustellen. So genannte Stroke Units – Kompetenzzentren für Schlaganfallpatienten – übernehmen die Akutbehandlung bzw. Frührehabilitation.

Liegt kein Akutfall vor, können z.B. hochgradige relevante Engstellen der Blutgefäße im Verlauf durch Einsetzen eines Stents oder chirurgische Plaqueentfernung behandelt werden.

Zur Vermeidung weiterer Schlaganfälle (Sekundärprophylaxe) erhält der Patient je nach Begleiterkrankung blutverdünnende Medikamente, Cholesterinsenker zur Stabilisierung der Plaque, ggf. eine Blut­hochdrucktherapie und weitere individuelle Maßnahmen.