Demenz in der Familie
Gesundheitsforum Ehingen am 08. Juni 2016
08.06.2016
Das Thema Demenz ist präsent – in den Medien, den Fachzeitschriften und oft auch als flapsige Bemerkung, wenn jemand etwas vergesslich ist. Doch die Realität stellt Betroffene, Familien und Freunde vor eine große Herausforderung.
Die Demenz kommt nicht von einem Tag auf den anderen und es ist auch nicht nur das Gedächtnis, das leidet. Wenn die Symptome länger als 6 Monate anhalten und sowohl das Denken, die Orientierung, die Auffassungsgabe, Sprachfähigkeit und das Urteilsvermögen betroffen sind, dann kann eine Diagnose gestellt werden. Die Schätzungen sind besorgniserregend – deutschlandweit wird es im Jahr 2050 etwa 3 Mio Demenzkranke geben. Davon sind über 80-Jährige überproportional stark betroffen. Die wohl bekannteste Form ist die Alzheimer Erkrankung, es gibt jedoch auch andere Demenztypen und Mischformen.
Der Facharzt wird bei Verdacht auf eine Demenzerkrankung die Diagnostik mit einem gezielten Gespräch beginnen. Ihm folgen die körperliche Untersuchung, Laborwerte, bildgebende Verfahren wie Computer- oder Kernspintomographie – auf den Bildern sind fortschreitende Hirnabbauprozesse deutlich erkennbar – und psychologische Testverfahren.
Demenz ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht heilbar, ihr Fortschreiten kann jedoch medikamentös verzögert werden. Eine gute Beobachtung und regelmäßige Gesundheitschecks, ein gesunder Lebenswandel und körperlich-geistige Aktivität ist in jedem Falle eine gute Prophylaxe.
Es ist nicht leicht, weder für die Angehörigen noch für den Erkrankten, der in einer eigenen Welt lebt und sie für real hält. Diskussionen über Sinn und Unsinn von Äußerungen und Handlungen sollte man deshalb nicht führen, sondern Orientierung und Sicherheit vermitteln, geduldig und respektvoll bleiben und Anschuldigungen nicht persönlich nehmen – das können Hilfen im Alltag sein. Die Anstrengung bleibt und deshalb ist es unerlässslich, etwas gegen die Überforderung und für die Entlastung zu tun. Dazu gehört, sich zu informieren, Formalien zu klären und eine soziale Isolation gar nicht erst zuzulassen
Leichter gesagt, als getan - das weiß auch Georg Hafner.
Doch es gibt neben Gesprächskreisen zum Austausch von Erfahrungen und Bewältigungsstrategien vor allem auch ambulante, von den Pflegekassen bezahlte und unterstützte Betreuungsangebote. Sie reichen von der Pflegeberatung, über Demenzgruppen, Nachbarschaftshilfe und Tages- und Kurzzeitpflege. Erkrankten erhalten neben sozialer und pflegerischer Betreuung eine geregelte Tagesstruktur mit gezielter Aktivierung. Nach einer ersten Eingewöhnungsphase haben seiner Erfahrung nach die Betroffenen großen Spaß an der Gemeinschaft und an den vielfältigen Beschäftigungsangeboten. Die Abwechslung und den Freiraum werden also beide Seiten genießen.
Im Ehinger Gesundheitszentrum gibt es darüber hinaus eine Selbsthilfegruppe „Demenz“. Angehörige und/oder Betroffene treffen sich im sechswöchigen Turnus, um Erfahrungen auszutauschen, sich Rat zu holen, oder um Menschen zu treffen, die verständnisvoll zuhören können.